Der Google-Inzest (der doch vollkommen logisch ist)
Über Google wird genug geschimpft, und wir müssen in diesen Chor nicht mit einstimmen. Wir beschäftigen uns – so wie jede Agentur, die sich SEO auf die Fahnen schreibt – mit dem Phänomen Google und mit den Methoden, die sich für den Umgang mit Google empfehlen. Dass Google kein böser Schurkenverein ist, auch wenn es manchmal so dargestellt wird, konnten wir schon in einer früheren Kolumne zeigen.
Schon immer wurden Versuche gestartet, sich mit cleveren Tricks bei Google nach vorne zu bringen. Am Ende musste aber alles in dieser Richtung scheitern. Einen wasserdichten und kugelsicheren Weg, bei Google ganz nach oben zu kommen, gibt es nicht. Vielmehr hat die geballte, zur Verfügung stehende Rechenpower Google in die Lage versetzt, die Komplexität der Menschlichkeit immer besser durch die Server simulieren zu lassen, lange schon auf kognitiver, inzwischen auch auf emotionaler Ebene.
Die Mechanismen, weshalb im Suchergebnis die eine Seite besser, und die andere Seite schlechter gewertet wird – diese Mechanismen sind recht leicht verständlich, auch wenn sie sich komplex anhören – eben weil sie immer menschenähnlicher werden. Welche Konsequenz dies nach sich zieht, wenn man es genau betrachtet, haben wir auch schon einmal beschrieben. Nur: auf diese Art zu schreiben, das macht niemand, der etwas auf sich hält. Daher wissen wir bis heute nicht, ob es wirklich erfolgreich wäre, dauerhaft auf Pidgin-Deutsch zu schreiben.
Das Tempo, in welchem die Internet-Gemeinde die Notwendigkeit guten Contents erfasst hat – denn darum geht es beim Streben nach Menschenähnlichkeit – kann an der Liste der Spezialbegriffe abgelesen werden, welche sich die Ganz-Gescheiten-des-Internet schon seit einiger Zeit zurechtgelegt haben:
- Organic Traffic: echte menschliche Besucher einer Webseite (keine Computer) – duh!
- User Intent: echte menschliche Besucher, deren Beweggründe, auf die Seite zu kommen, der Betreiber verstanden hat – nochmal ein duh!
- Holistic Content: jetzt wird es richtig interessant, denn holistischer Content zielt darauf ab, den Leser umfänglich und gut zu beraten, damit dieser lange auf der Seite bleibt
- Story Telling: wir stellen uns einfach vor, ein Verfasser von holistischem Content besitzt auch noch eine belletristische Ader – dann sind wir bei der Sache
Treue Leser unseres SEO- und Marketing-Bulletins wissen all dies ja schon seit Längerem. Es ist jedoch sinnvoll, zu verstehen, dass Google kein philanthropisches Interesse an gutem Content hat – sondern die Ranking-Algorithmen erzwingen dies ganz schlicht. Es geht um den Zusammenhang zwischen Google-Wertung und potentiellen Werbeeinnahmen (Tip: sie bedingen sich 1:1 gegenseitig!).
Neu hinzugekommen ist der Google-Inzest. Backlinks werden nicht nach der Zahl, sondern nach der Qualität der verlinkten Seiten bewertet. Und wer urteilt über die Qualität dieser Seiten? Eben.
Nach dem Motto:
„Ich finde eine Seite gut (denn meine Kunden verdienen ordentlich an der dort geschalteten Werbung) – also sind auch alle anderen Seiten gut, die nach dort verlinken oder von dort verlinkt sind. Q.E.D.“
– Mr. Google (probably)
Google sichert sich so die Alleinherrschaft über die Qualität des Internets. Ab jetzt kann man dem König nur noch gefallen, wenn dem König auch unsere Freunde gefallen. Ich nenne dies den Google-Inzest: Links von hoch gerankten Seiten gelten mehr. Damit befruchtet sich Google also selber und füttert seinen Mikrokosmos mit den eigenen Ausscheidungen.
Gut nur, wenn man das zumindest weiß, gell?
Denn, wie immer, wenn wir über Google sprechen – es kommt die Erkenntnis, dass wir sowieso nichts dagegen machen können. Aus unserer Sicht als Contentagentur: