Wie das Internet die Menschheit spalten wird

und SEO hat Schuld daran

Jeder von uns nutzt das Internet. Also fast jeder und fast jede. Der Großteil als reines Informationsmedium, als Austauschplattform für soziale Plattitüden oder als Online-Kaufmannsladen. Ein kleinerer Teil verdient mit dem Internet Geld. Webseiten sind dann Teil des Geschäftsmodells. Beide Teile sind voneinander abhängig. Die Massen sind es, die beim Websurfen Werbung lesen oder online einkaufen. Die Geschäftsleute sind es, die Werbung schalten oder Produkte feilbieten – und die dadurch überhaupt das Internet erst zum kostenlosen Medium für die Massen machen. Ohne die Einen wären die Anderen pleite, und ohne die Anderen hätten die Einen nichts zum Lesen.

Zusammengehalten wird dies durch die Suchmaschinen. Deren Betreiber wiederum haben nur einen Wunsch: Internetbesucher, die möglichst glücklich und zufrieden sind. Nein, Google & Co. sind keine Philanthropen. Ein glücklicher Websurfer ist einer, der gleich das findet, was er gesucht hat. Und wenn er es gefunden hat, dann verbringt er viel Zeit mit Lesen auf der gefundenen Seite. Und – ohne Frage – er setzt sich auch lange der Werbung aus. Dann sind diejenigen, die den Content zur Verfügung stellen – sprich: dafür bezahlt haben – auch glücklich. Das Ziel ist das gleiche, die Motivation aber eine völlig andere. Aber am Ende sind alle glücklich.

Diesen Partnerschaften-der-Glücklichen helfen die Suchmaschinen nach Kräften auf die Sprünge. Die Algorithmen, die eine Seite in den Suchergebnissen weit oben plazieren, sind so eingerichtet, dass viele solcher Partnerschaften entstehen. Das heißt: der User soll immer möglichst perfekt das vorgesetzt bekommen, was er sucht. Dies funktioniert schon jetzt sehr gut, hat aber eine Nebenwirkung, die sich erst langsam zeigen wird.

Die Suchmaschinen erkennen einen wiederkehrenden Besucher. Sie lernen seine Wünsche und Neigungen zu verstehen, und sie versuchen, diesen Wünschen vorauszueilen. Im abgeschlossenen System von Facebook zum Beispiel lässt sich dies auch jetzt schon sehr leicht beobachten. Ein Facebook-User, der sich beispielsweise für Töpferkunst interessiert, mag zufällig auf einen Artikel zum Thema stoßen, und sofort anklicken, denn es interessiert ihn ja. Vielleicht bietet der Artikel noch links zu weiteren themenverwandten Artikeln oder Profilen. Nach einer Weile erhält der User unaufgefordert Vorschläge zu wieder anderen Quellen, die Töpferkunst zum Thema haben.

Nach einiger Zeit, in der Mr. Töpfer-Fan sich von den Vorschlägen auf immer mehr Töpferseiten lotsen läßt, werden die Vorschläge immer zahlreicher. Für den User stellt sich die Welt im Internet plötzlich so dar, als teilte die halbe Bevölkerung seine Vorlieben. Polarisierende Themen beschleunigen diesen Prozess. Ein Gegner des US-Präsidenten Donald Trump erhält bald nur noch Themen präsentiert, die sich um Donald Trump drehen, bekommt sogar andere Gleichgesinnte als Facebook-Freunde vorgeschlagen. Am Ende besteht für ihn die Welt nur noch aus Trump-Gegnern, und er fragt sich berechtigterweise, wer eigentlich den US-Präsidenten überhaupt gewählt hat. So gibt es gefühlt – und das gilt für Trump wie für Töpferarbeiten – nur noch Gleichgesinnte und ‘die Anderen da draußen’.

Außerhalb Facebooks geht der Prozess zwar viel langsamer vonstatten. Aber auch dort – mit der regelmäßigen Nutzung und der ständigen Weiterentwicklung der Algorithmen – werden immer mehr Suchergebnisse das wiederspiegeln, was die Suchmaschine glaubt, das der Suchende gerne sehen möchte. Auch dort werden die ganz oben gelisteten Seiten mehr und mehr die eigenen Vorlieben wiederspiegeln, und dem User eine Welt voller Seelengeschwister vorgaukeln.

Schock!
Wie groß wird dann die Überraschung sein, wenn man auf der Straße einem Menschen begegnet, der die Holzschnitzerei liebt!

Wir können degegen überhaupt nichts machen. Da denjenigen, die kommerzielle Webseiten betreiben, letztlich wurschd sein kann, wer auf ihren Seiten landet, bleibt nur eines: mitzuspielen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Seite täglich frischen und qualitativ hochwertigen Content bietet, dann landen Sie auch in der Suchliste entsprechend weit oben. Übrigens: Content ist immer besser und günstiger von externen Profis eingekauft, als selber verfasst!

Ja, wir geben es zu: der letzte Absatz war Werbung…

Leave a Comment