Die Flucht aus der D-Mark
Wenn man, wie wir, eine Contentagentur betreibt, man also seine Brötchen mit dem Schreiben von Texten verdient, dann schärft sich ganz selbstverständlich der Blick für die Realität. Vor allem jedoch stellt sich mehr und mehr ein Sinn für die unübliche Perspektive ein – für den Blick aus einer anderen als der angestammten eigenen Richtung.
Echt jetzt?
Beim japanischen Science-Fiction-Autor Shin’ichi Hoshi waren es regelmäßig Kinder, die den Erwachsenen eine ‚andere Blickrichtung‘ servierten, und ihnen damit in deren Verblendung die Augen für die einfachen Wahrheiten öffneten. So kommen wir Schreiber uns auch manchmal vor, denn wir stoßen ganz naturgemäß – aber häufig – auf Ungereimtheiten, die von der Öffentlichkeit einfach so hingenommen zu werden scheinen. Auch wenn sie noch so abgedreht sind, wie zum Beispiel die Giralgeldschöpfung.
Die D-Mark, der Euro, und die Zukunft, die uns bevorsteht
Auch wenn das Thema gefühlt immer noch unter Verschluss ist – in Randzonen des allgemeinen Bewusstseins ist Giralgeldschöpfung inzwischen angekommen – und wird von höherer Stelle inzwischen mehr oder weniger offen zugegeben. Geldschöpfung meint sowohl die Schaffung von Geld, indem Zentralbanken frisch kreierte Anleihen der Geschäftsbanken aufkaufen und diese dadurch mit frischem Kapital versorgen – als auch für die erfundenen Geldbeträge, die jede normale Bank als Darlehen vergibt.
In Deutschland ist diese Praxis seit den frühen siebziger Jahren Gang und Gebe. Doch schon eine nur oberflächliche Beschäftigung mit der Thematik genügt, um zu wissen, dass ein solches Gebaren nicht lange gutgehen kann. So muss die Währungsreform 2002 für die Finanzverantwortlichen wie eine “Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei”-Karte empfunden worden sein. Man konnte nämlich real existierendes Geld plus dem über die Jahrzehnte erfundenen Giralgeld in einen Topf werfen, und zur Grundlage der neu erschaffenen Währung namens ‘Euro’ machen.
Die vorher nur unter dem Risiko des Vertrauensverlustes vermehrte Geldmenge wurde so über Nacht zum verbrieften Wert, also legitimiert. Nicht überraschend hat übrigens schon im ersten halben Jahrzehnt nach der Währungsunion die Menge des Giralgeldes (also des erfundenen Geldes) die des real existierenden Geldes um den Faktor zehn überstiegen. Wer das System im Detail verstehen möchte, kann sich mit der bekannten Serie „Money as Debt“ auf Youtube einen guten Einblick verschaffen.
Das Problem ungebremster Geldvermehrung ist indes kein neues. Schon im Jahre 1914 wurde erstmals die existierende Gesamt-Geldmenge von einer bis dato zu hinterlegenden Sicherheit losgelöst. Damals war es Papiergeld, dem gegenüber die Sicherheit in Form von Gold nicht mehr vorhanden war. Allerdings war es selbst für den dümmsten Bürger 1923 Misstrauen erweckend, mit einem Handwagen voller Tausendmarkscheine loszuziehen, um einen Laib Brot zu kaufen. Jeder von uns kennt aus der Schule die Bilder von Geldscheinen mit einem aufgedruckten Wert von Millionen, Milliarden und zuletzt 100 Billionen Mark.
In der heutigen Welt des Giralgeldes ist die Geldvermehrung viel weniger offensichtlich, obschon sie immer noch genau so eng mit dem Vertrauen der Bevölkerung in den Wert der Währung verknüpft ist.
Die Währungsreform vom November 1923 hätte durch den Wechselkurs von 1 Rentenmark für 1 Billion Reichsmark alleine nie funktioniert. Weil aber gegen Ende der galoppierenden Inflation niemand mehr ein Gut gegen Geld verkaufte, waren die Warenlager der produzierenden Unternehmen prall gefüllt. Mit der Einführung der Rentenmark wurden die Ladenregale mit diesen Waren bestückt, und für den normalen Bürger konnte das Wunder der Währungsreform als real existierend verkauft werden, obwohl sich nominal an der Geldmenge nichts geändert hat, außer der Bezeichnung.
Jetzt spannen wir den Bogen. Diejenigen, die in unserer heutigen Zeit über Art und Umfang der Geldvermehrung entscheiden, sind geübt darin, Dinge unter dem Teppich zu halten. Dass die auch im Internet-Zeitalter unter dem Radar fliegende Geldvermehrung nicht zu Vertrauensverlust und als dessen Folge zu galoppierender Inflation führt, konnte bisher aus drei Gründen relativ leicht bewerkstelligt werden:
- Deutschland geht es prima. Ein für jedermann gut zu erkennender Index ist die Anzahl der Weltmarken. Ob Bosch oder Siemens, ob Autobauer, Supermarktketten, Optronik oder Maschinen – deutsche Marken sind in der ganzen Welt verbreitet. Auch Italien (Versace, Pirelli, Zanussi), Frankreich (PSA, Carrefour, Danone) oder Österreich (Palfinger, KTM, Komperdell) haben ihre Weltmarken am Start. Zumindest in diesen Ländern wird sich so schnell kein Misstrauen gegenüber den im Hintergrund agierenden Lenkern einstellen. Aber schon ein Blick nach Griechenland oder Portugal genügt – Länder, die keine solchen Marken hervorgebracht haben – um zu sehen, wie wacklig die Finanzgrundlage im Euroraum ist.
- In Schulbüchern werden unsere Kinder nach wie vor belogen über Banken, die angeblich nur die Spareinlagen ihrer Kunden als Grundlage für Darlehen verwenden. Es sind – wieder einmal – die Kinder, die man auf Linie bringen muss, wenn man ungestört zweifelhafte Dinge tun will.
- Die Dummheit der Bevölkerung. Die Anzahl der täglich verkauften Exemplare aller Tageszeitungen zusammengenommen, liegt weit unter zehn Millionen (und das inklusive der Bild). Man darf also davon ausgehen, dass 80% des Wahlvolkes auf dem Bildungsniveau von Dschungelcamp und Richterin-Salesch-Fernsehshows stehen – für diese Menschen ist sogar ein Revolverblatt zu lesen, noch zu viel verlangt.
Es wird aber nicht alles so bleiben können
Eine neue Größe, die jetzt den Bildschirm betreten hat, sind die Crypto-Währungen auf Blockchain-Basis. Sollte sich alles als so stabil herausstellen, wie es die Blockchain-Algorithmen vorsehen, allem voran die völlige Sicherheit vor Manipulationen und staatlicher Lenkung, dann könnte sich durchaus bald eine Crypto-Währung etablieren, die in allen Schichten unerschütterliches Vertrauen genießt. Den Regierungen würde dadurch das Giralgeld, das entscheidende Mittel für unverantwortlichen Umgang mit Finanzen genommen werden. Es wäre also zu erwarten, dass sich der Staat nach Kräften gegen eine solche Entwicklung wehrt. Und wenn dann Lügen und Propaganda, Gängelung, Regulierung, Kontrolle und Überwachung an der Tagesordnung sind, werden es dann auch wieder Kinder sein, die uns die Augen dafür öffnen müssen?
Daher die Augen auf, liebe Erwachsene!